It was written by Erich Schmidt-Eenboom and included in the book ''Nachrichtendienste in Nordamerika, Europa und Japan. LAnderportrAts und Analysen''. 1.4.4 Vatikan von Erich Schmidt-Eenboom Die Apostolische Nuntiatur in Deutschland teilte dem Forschungsinstitut fur Friedenspolitik e.V. am 9. August 1993 auf seine Anfrage hin mit, "da? der Heilige Stuhl bzw. der Vatikanstaat uber keinerlei Nachrichtendienst verfugt. Nachrichten uber militarische und wirtschaftliche Angelegenheiten werden von keiner Behorde gesammelt. Die fur die zentralen Institutionen der Kirche notwendigen kirchlich-religiosen Informationen werden von den Apostolischen Nuntiaturen nach Rom geliefert". Dieses Dementi widerspricht einerseits zahlreichen Fundstellen in der nach- richtendienstlichen Fachliteratur , und andererseits ist es dahingehend auf- schlu?reich, da? die Sammlung wirtschaftlicher und politischer Nachrichten ausgeschlossen und der "Meldeweg" kirchlich-religioser Aspekte benannt wird, aber in Bezug auf politische Nachrichten keine Aussage getroffen wird. Da? der Heilige Stuhl aber nicht nur volkerrechtlich ein Staat, sondern zu- gleich auch einer der global wichtigsten Akteure auf der internationalen Buhne ist, wird kaum bestritten. Zu seiner Ostpolitik ist 1993 eine umfangrei- che Arbeit von Hansjakob Stehle uber die "Geheimdiplomatie im Vatikan" von 1917 bis 1992 erschienen. Wahrend in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkriegs die Blockkonfrontation auch auf das Verhaltnis Roms zu Moskau und anderen WVO-Staaten durchschlug, anderte sich die papstliche Ostpolitik allgemeinen Stromungen folgend ab dem Ende der sechziger Jahre: "Behutsam folgte der Vatikan - wo immer es moglich war - der Ost- politik westlicher Staaten: der deutschen, der amerikanischen, der franzosi- schen, ohne da? er sich ein starres Verhaltensschema verordnete und ohne da? er seine Aktivitat je von blo?er Erfolgskalkulation abhangig machte" . In den Anfangsjahren des Kalten Krieges arbeitete der Vatikan in den osteu- ropaischen Staaten zweifelsohne mit nachrichtendienstlichen Methoden, um trotz der Unterdruckung der Religionsfreiheit in den WVO-Staaten seinen Einflu?bereich dort aufrechtzuerhalten. Die Einsetzung von Geheimbischofen und die konspirativen, gegen die religionsfeindlichen Gesetze dieser Staaten gerichteten Methoden fuhrten zwangslaufig dazu, da? im Machtbereich Moskaus zahlreiche katholische Wurdentrager als Spione verurteilt werden konnten. So wurde beispielsweise in Ungarn 1948 Kardinal Mindszenty wegen Spionage verhaftet, in Rumanien 1951 Bischof Schubert als Vatikanspion der Proze? gemacht und in Bulgarien 1952 Bischof Bossilkow zum Tode verurteilt . "Der Geheimdienst des Vatikan war im wahrsten Sinne des Wortes `katholisch` - alles umfassend" , urteilt die amerikanische Autorin Mary Ellen Reese in dem Abschnitt ihres Buchs, das der Audienz von Reinhard Gehlen und seinem amerikanischen Kontrolloffizier Eric Waldmann Ende der vierzi- ger Jahre gewidmet ist. Generell konstatiert sie: "Die Aktivitaten der katholi- schen Kirche ziehen sich wie ein roter Faden durch das Gewerbe der Spio- nagegeschichte wahrend und nach dem zweiten Weltkrieg. Ihre Rolle ist jedoch so vielschichtig, so dunkel und intrigenreich, da? es kaum moglich ist, ein umfassendes Bild von ihr zu zeichnen. Von Zeit zu Zeit kommen immer wieder einzelne Vorfalle ans Licht, die neue Kontroversen schaffen oder alte wieder aufflammen lassen, wahrend sie nur aufs neue davon zeugen, da? die katholische Kirche als umfassendste, zentral gesteuerte Organisation dieser Erde fur all jene ein ungeheuer attraktives Vehikel darstellt, die - aus welchen Grunden auch immer - einen Zugang zu einem weltumspannenden Netzwerk suchen. Die Hilfe, die den von alliierten Geheimdiensten gesuchten Kriegsverbrechern von Organisationen und Personen zuteil wurde, die direkt mit der Kirche verbunden waren, ist gut dokumentiert. So auch die Tatsache, da? der Vatikan nach der Befreiung Roms im Juni 1944 dem OSS Berichte vom neuen papstlichen Nuntius in Japan zukommen lie?, die nutzliche Hinweise fur Bombenangriffe erhielten" . Im Jahre 1989 gab die katholische Kirche Frankreichs eine Untersuchung in Auftrag, die zu dem Ergebnis kam, da? der Vatikan zum Geheimdienstchef der Vichy-Regierung, Paul Touvier, intensive Beziehungen unterhielt und da? der vatikanische Staatssekretar Jean Villot personlich verwickelt war, als es darum ging, den gesuchten Kriegsverbrecher von 1944 bis zu seiner Verhaftung 1989 zu verbergen . Auf Intervention hoher Wurdentrager des Vatikans war Touvier 1973 vom damaligen Staatsprasidenten Frankreichs, Pompidou, begnadigt worden; das Verfahren gegen den ehemaligen Ge- heimdienstchef war jedoch wegen des von Verjahrungsfristen ausgegomme- nen Delikts von Verbrechen gegen die Menschlichkeit wiederaufgenommen worden . Ebenfalls gut dokumentiert ist die vatikanische Geheimdiplomatie im kroati- schen Ustascha-Staat, Roms Unterstutzung beim Volkermord an den Serben und die Fluchthilfe fur fuhrende Faschisten nach dem Zusammenbruch des von Deutschland abhangigen Kroatiens nach 1944 . Nicht wenige nachrich- tendienstliche Beobachter verweisen heute darauf, da? der Vatikan bis zur Sezession des neuen Kroatiens intensive Kontakte zu Exilkroaten und ihren Organisationen hielt und sich bei der Sezession des katholischen Kroatiens von der jugoslawischen Bundesrepublik wiederum der Geheimdiplomatie und nachrichtendienstlicher Methoden bediente, um dieselbe Politik zugunsten eines katholischen Nationalstaats zu betreiben, die er bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrieben hatte . Auch in der ersten Phase der Entspannungspolitik gegenuber Osteuropa hat der Vatikan nicht auf die eingespielten nachrichtendienstlichen Wege und Methoden verzichtet. Oleg Tumanow, im amerikanischen Sender Radio Li- berty in Munchen bis 1986 als KGB-Agent tatig, berichtet, da? ein bei der Ubergabe von "Mikrofilmen mit Instruktionen des NTS und des Geheim- dienstes des Vatikans" gefa?ter spaterer Mitarbeiter von Radio Liberty dem KGB aus Angst vor der Lagerhaft Angaben zum vatikanischen Dienst machte: "Er berichtete ausfuhrlich uber die Geheimabteilung des sogenann- ten Russischen katholischen Seminars in Rom, das seinen Angaben nach Geistliche fur die subversive Tatigkeit auf sowjetischem Territorium ausbil- dete. Er legte dar, wie die Verbindung zwischen dieser Abteilung und ihren Leuten in der Sowjetunion aufrechterhalten wird ... Er bezeichnete das Mo- desto-Kloster in Mailand als `konspiratives Zentrum fur Treffs zwischen Agenten und Residenten des Vatikans" . Der Publizist Nino Lo Bello hat 1982 das nachrichtendienstliche System des Heiligen Stuhls beschrieben und die zentrale Rolle des Officium Russicum darin: "Ohne Zweifel unterhalt der Vatikan den effektivsten Spionageapparat der Welt: Er verfugt uber Agenten in praktisch allen Landern, auf alle Falle in allen Hauptstadten, auch den kleinsten. Der Nachrichtenverkehr zwischen Rom und seinen Spionen lauft uber die verschiedensten Kanale, teils brief- lich, teils mundlich, uber direkte Mitteilung an den Papst oder durch ver- schlusselte Funkbotschaften von Radio Vatikan, das im ubrigen das gro?te Sendenetz der Welt unterhalt, das noch gro?er ist als das der BBC und tag- lich in mehr als drei?ig Sprachen sendet ... Wahrend die vatikanischen Spione uberwiegend Menschen mit anderen Berufen sind, die ihre nachrichtendienstliche Tatigkeit blo? nebenbei aus- uben, die noch dazu in den meisten Fallen keine besonderen Fruchte tragt, beschaftigt der vatikanische Nachrichtendienst sehr wohl Personen, die diese Tatigkeit hauptberuflich ausuben, namlich professionelle Agenten. Einer der besten Geheimagenten des Vatikans in den letzten Jahren war ein Mann, dessen Name kein einziges Mal in der Zeitung stand, namlich Walter M. Ciszek, ein Priester, der unter dem Namen Wladimir Lipinski in der So- wjetunion tatig war, wo er den Moskauer Baren jahrelang an der Nase her- umfuhrte, ehe er schlie?lich `als Spion des Vatikans` zu dreiundzwanzig Jahren Gefangnis verurteilt wurde. So wie viele andere vatikanische Berufsspione wurde Pater Sizek fur seine Aufgabe in einem dem Vatikan gehorenden Gebaude aus dem 18. Jahrhun- dert in der Via Carlino Cattaneo in Rom ausgebildet ... Die dort ansassige Organisation, das Collegium Russicum, steht sogar unter ihrer amtlichen offiziellen Bezeichnung im romischen Telefonbuch. Die Man- ner, die in dieser seltsamen Lehranstalt ausgebildet werden, wissen, da? sie eines Tages zu gefahrlichen Einsatzen ins Ausland geschickt werden. In den riesigen Horsalen und hohen Wandelgangen des Collegium Russicum sind die Rekruten - allesamt geweihte Priester - damit beschaftigt, sich soviel Wissen als moglich uber die Sowjetunion und/oder die DDR, Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumanien und Bulgarien anzueignen. Die dort Studierenden lernen nicht nur die jeweilige Landessprache mitsamt ihren Dialekten wie Einheimische zu sprechen, sondern befassen sich intensiv mit Geschichte, Wirtschaft und der aktuellen politischen Entwicklung des jewei- ligen Landes, fur das sie sich spezialisiert haben. Da sich der Vatikan fur militarische Informationen kaum interessiert, wird dieser Aspekt nicht beson- ders behandelt" . Nach einer Aussage, die der fruhere italienischen Ministerprasidenten Giulio Andreotti Anfang 1992 traf, unterhalt der Papst Verbindungen zu westlichen Geheimdiensten . Darunter waren die Vereinigten Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg der engste nachrichtendienstliche Partner des Vatikan. Mehrere Quellen berichten ubereinstimmend, da? der Leiter des OSS, des Vorlaufers der CIA, dem Dominikaner Felix Andrew Morlion 1943/44 den Aufbau von Auslandsresidenturen seiner Vereinigung Pro Deo an strategisch bedeutsamen Platzen der Welt - u.a. in den USA und Lissabon - finanzierte. Der belgische Dominikaner gilt als Grunder des Geheimdienstes der europaischen Katholiken und die katholische Universitat des Vatikan Pro Deo soll der Mantel sein, unter dem die gleichnamige Organisation mit dem CIA zusammenwirkt. Sekretar Morlions wurde 1945 Giulio Andreotti . Vernon Walters, seit den vierziger Jahren als US-Geheimdienstler und Di- plomat an zahllosen Interventionen der USA in aller Welt beteiligt, hat in seinen Memoiren auf die intensive Abstimmung amerikanischer Au?enpolitik mit dem Vatikan hingewiesen und dies am Nixon-Besuch beim Papst im Fruhjahr 1969 illustriert: "Das Gesprach beruhrte mehrere Themen, darunter die Spannungen zwischen Ost und West, die Nahostkrise und die Notwen- digkeit, die Unverletzlichkeit der heiligen Statten der drei gro?en monothei- stischen Religionen zu gewahrleisten. Auch Probleme der europaischen Einheit, Ostasien und besonders der Vietnamkrieg wurden angesprochen. Der Papst au?erte vollstes Verstandnis fur die Bemuhungen der Vereinigten Staaten, die Sudvietnamesen vor dem Kommunismus zu retten. Auch wegen der Ereignisse in Chile mache er sich Sorgen, wegen des wachsenden kommunistischen Einflusses in diesem sudamerikanischen Land; die Kom- munisten hatten bereits christdemokratische Bewegungen und sogar die Katholische Universitat in Santiago unterwandert. Er sagte, manchmal glaube er, da? die Katholische Universitat nur noch dem Namen nach katholisch sei, und bat Mr. Nixon eindringlich, ein Auge auf die dortige Situation zu haben" . Als zwei Jahre spater mit Hilfe der CIA die chilenische Demokratie unter Salvador Allende durch einen Militarputsch beseitigt wurde, war Vernon Walters stellvertretender CIA-Chef . Der 84jahrige Pater Antonino Gliozzo gab im November 1991 gegenuber der italienischen Zeitung Il Sabato an, da? das von ihm geleitete geheime jesui- tische und antikommunistische Netzwerk von der CIA bezahlt wurde. Die amerikanischen Geheimdienstgelder habe er uber den italo-amerikanischen Rechtsanwalt Joseph Calderon erhalten . Einige weitere Hintergrundinfor- mationen zur nachrichtendienstlichen Auseinandersetzung zwischen der UdSSR und dem Vatikan im Kalten Krieg hat 1990 Malachi Martin publiziert, ein Pater der den letzten drei Papsten nahe stand . Die gro?te gemeinsame nachrichtendienstliche Operation von USA und Va- tikan jedoch war die am 7. Juni 1982 zwischen US-Prasident Ronald Reagan und Papst Paul II. in Rom vereinbarte und wiederum von Vernon Walters umgesetzte Destabilisierung Polens durch die Unterstutzung der Gewerk- schaft Soldarnosc, die in den USA im Februar 1992 in allen Einzelheiten veroffentlicht wurde . "Das Netzwerk, das Reagan und Johannes Paul II. knupfen lie?en, versorgte Solidarnosc in den folgenden Jahren bis zur Wie- derzulassung 1989 mit Geld, Ausrustung und Beratung. Die Gewerkschaft bekam Geld aus CIA-Mitteln, vom National Endowment for Democracy, vom Vatikan und westlichen Gewerkschaften. Alles, was man so braucht fur den illegalen Kampf, wurde ins Land geschafft - Fax- und Telexgerate, Druckma- schinen, Radiosender, Telefone, Kurzwellenradios, Videokameras und -re- corder, Fotokopiergerate, Computer und Textverarbeitungsgerate; katholi- sche Priester, CIA-Agenten und Vertreter der US-Gewerkschaft American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations (AFL-CIO) richteten die Versorgungslinie ein. Sie ubermittelten Solidarnosc in brenzli- chen Sitationen Verhaltensratschlage von Vatikan und US-Regierung und berieten bei der organisatorischen und propagandistischen Arbeit" . Der Papst selbst dementierte im Februar 1992 die Zusammenarbeit mit der Reagan-Administration und der CIA bei der Destabilisierung Polens, die der Reaganberater Richard Allen als gro?te geheime Allianz aller Zeiten be- zeichnet hatte, und verlautbarte, da? es allein in der Verantwortung der Journalisten liege, wenn sie aus seinem legitimen Interesse an seiner Heimat solche Schlu?folgerungen zogen . Nach dem Ende des Kalten Kriegs zeichnete sich eine "Sauberung" der vati- kanischen Burokratie von den Wurdentragern ab, die zuvor in antikommu- nistische Aktivitaten und westliche Geheimdienstoperationen verwickelt wa- ren . Die geopolitische Neuorientierung des Vatikans zielt auf den Mittleren Osten. Dies wurde auch dadurch deutlich, da? im Dezember 1992 Jean-Louis Tauran zum Sekretar fur die Beziehungen zu anderen Staaten ernannt wurde, den Constance Colonna-Cesari in ihrem 1992 erschienen Buch als Architekten der Geheimdiplomatie Johannes-Paul II. dargestellt hat . Tauran hatte als Leiter der Apostolischen Nuntiatur in Beirut von 1979 bis 1983 und bei der Madrider Abrustungskonferenz 1983 eine entscheidende Rolle gespielt, ruckte nach dem Fall der Berliner Mauer zum zweiten Mann im au- ?enpolitischen Sekretariat auf und gilt unter Insidern als der Verantwortliche fur die vatikanischen Geheimdienste . Der amerikanische Geheimdienstexperte Wayne Madsen behauptete 1993 sogar funkelektronische Aufklarungskapazitaten des Heiligen Stuhls, fur die ein "Vatican Information Service" zustandig sei. Ihre Qualitat beurteilte er im internationalen Vergleich auf einer funfstufigen Skala mit uberdurchdurch- schnittlich (Note 2) . Insgesamt la?t sich festhalten, da? es im Vatikan einige nachrichtendienstli- che Elemente gibt: die Sammlung von Nachrichten aus offenen und vertrau- lichen Quellen durch haupt- und nebenamtliche Nachrichtenbeschaffer, klassische Einflu?agenten, operativ tatige Mitarbeiter, Auswerteeinrichtungen analog zu denen von Geheimdienstapparaten, die chiffrierte Ubermittlung von Informationen, geheimdienstliche Ausbildungsstatten etc. Viele politische Aktivitaten liegen in einer Grauzone zwischen Geheimdiplo- matie und Geheimdiensttatigkeit, so da? weder die Zahl der nachrichten- dienstlich im Auftrag des Papstes Tatigen noch eine eindeutige Zuordnung von Institutionen - wie dem Offizium Russicum - zum Geheimdienstbereich moglich ist. Zum nachrichtendienstlich tatigen Personal alle hauptamtlichen Katholiken weltweit zu zahlen, wie Lo Bello es tut , ist sicherlich unserios. Festzuhalten bleibt aber, da? unter diesen 2,5 Millionen "Berufskatholiken" ein gro?es Rekrutierungspotential fur gelegentliche oder dauerhafte nachrichtendienst- liche Arbeit besteht; verbunden mit dem unschatzbaren Vorteil, damit in na- hezu allen Staaten Einheimische als nachrichtendienstliche Verbindungen nutzen zu konnen. Noch undurchsichtiger ist die Finanzierung dieser Aktivitaten, zu der dem Vatikan nebst eigenen Banken und Beteiligungen einige nicht offentlich uberprufbare Moglichkeiten zur Verfugung stehen. So gilt auch im zwanzigsten Jahrhundert, was Janusz Piekalkiewicz uber die nachrichtendienstliche Arbeit des Vatikan im Mittelalter und in der fruheren Neuzeit festgehalten hat: "Genauso wie die papstlichen Gesandten und Un- terhandler eine bedeutende Rolle in der geheimen Diplomatie an den ver- schiedenen Hofen spielen, so leisten Ordensbruder und Predigermonche als Kundschafter unschatzbare Dienste. Mit einem offiziellen kirchlichen Auftrag als Missionare ausgestattet, erkunden sie unter den fremden Volkern neben der geographischen Lage auch die Sitten und Gebrauche der Einwohner sowie das Potential und die Starke der Heiden. Diese Erkenntnisse spielen oft eine entscheidende Rolle bei er angestrebten Christianisierung. Die Mis- sionare sind zwar keine Spione im heutigen Sinn, uben aber zweifellos die Funktion von Spahern und Informanten aus. In jenen Gebieten allerdings, die als besonders unsicher gelten, halten auch sie sich an die klassischen Spielregeln des Spionierens" . Anmerkungen Richard Meier, als langjahriger Leiter der Beschaffungsabteilung des BND und als Prasident des Bundesamts fur Verfassungsschutz Geheimdienstinsider, macht 1993 z.B. einen "vatikanischen Dienst" namhaft; Vgl. Meier, Richard, Geheimdienst ohne Maske, Bergisch-Gladbach 1992, S. 52 Stehle, Hansjakob, Geheimdiplomatie im Vatikan, Zurich 1993, S. 346 Vgl. a.a.O., S. 251, 253 und 311 Reese, Mary Ellen, Organisation Gehlen, Berlin 1992, S. 284 a.a.O., S. 137f. Vgl. Intelligence Newsletter vom 15.1.1992, S. 7 Vgl Die Woche vom 21.4.1994: Das Vichy-Syndrom Vgl. Dedijer, Vladimir, Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan, Freiburg 1988 Vgl. dazu den Abschnitt 1.5.2 Tumanow, Oleg, Gestandnisse eines KGB-Agenten, Berlin 1993, S. 168f. Bello, Nino Lo, Vatikan im Zwielicht, Dusseldorf 1986, S. 134ff. (Britische Originalausgabe 1982) Vgl. Intelligence Newsletter vom 15.1.1992, S. 7 Vgl. Baigent, Michael, Richard Leigh und Henry Lincoln, The messianic legacy, London o.J.; Cipriani, Antonio und Gianni, Sovranita limitata, Rom 1991, S. 17; Lutiis, Giuseppe De, Storia dei servizi segreti in Italia, Rom 1991, S. 177 Walters, Vernon, In vertraulicher Mission, Munchen 1990, S. 366 Vgl. Boston Globe vom 1.8.1982 Vgl. Intelligence Newsletter vom 6.11.1991, S. 7 Vgl. Martin, Malachi, The Keys of This Blood, New York 1990 Vgl. Time vom 24.2.1992, S. 14 bis 21 Grondahl, Boris, Die Heilige Allianz, in: konkret 5/1992, S. 14 Vgl. Suddeutsche Zeitung vom 19.2.1992: Vatikan dementiert "geheime Allianz" mit Reagan Vgl. Intelligence Newsletter vom 15.1.1992, S. 7 Vgl. Colonna-Cesari, Constance, Urbi et Orbi, Enquete sur la geopolitique vaticane, Paris 1992 Vgl. Intelligence Newsletter vom 8.10.1992, S. 8 Vgl. Madsen, Wayne, Intelligence Agency Threats to Computer Security, in: International Journal of Intelligence and Counterinteligence Volume 6, No. 4, Winter 1993, S. 461 Vgl. Bello, Nino Lo, a.a.O., S. 135 Piekalkiewicz, Janusz, Weltgeschichte der Spionage, Munchen 1988, S. 91 598